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Jean Baptist Oswald (1785–1856)
Posthalter

Jean Baptist Oswald wurde am 2. November 1785 in Fulda geboren. Er war Spross einer Fuldaer Familie, welche seit fast einem Jahrhundert die städtische Posthalterei führte.

Die Posthalterei lag äußerst günstig auf der Heerstraße von Frankfurt nach Leipzig im Gasthaus zum Schwan in der heutigen Löherstraße und war daher nicht selten das Ziel von Reisenden. Zu diesen Gästen gehörte auch Goethe.

Jean Baptist war eine wohltuende Person und hatte ein sensibles Händchen im Umgang mit Gästen. Darüber hinaus war er gebildet, sprach gut Französisch und wird als angenehmer Gesprächspartner beschrieben. Die Führung des Gasthauses überlies Jean Baptist allerdings weitestgehend seiner Frau Gertrudis Josepha Oswald, welche er 1797 heiratete.

Als Posthalter hatte Oswald nicht nur gute Kontakte in Fulda, sondern war durch Postreiter auch weit über die Grenzen der Stadt gut informiert. Postreiter kamen eben viel herum und konnten so Informationen verbreiten, die an Aktualität kaum zu überbieten waren. Solche Informationen waren Grund dafür, dass Oswald 1813 dem Kaiser der Franzosen weiterhelfen konnte. Als Napoleons Grand Armee, geschlagen in der Völkerschlacht bei Leipzig, auf dem Rückzug war und dabei durch Fulda kam, ließ Napoleon nach dem Posthalter rufen, den er von früheren Aufenthalten in Fulda bereits kannte. Oswald wusste zu berichten, dass Gelnhausen, welches die französische Armee durchqueren musste, frei von französischen Feinden sei.

Der hochgewachsene Posthalter hatte auch ein ausgeprägtes politisches Interesse. 1830 wurde Oswald dank seines hohen Ansehens in der Fuldaer Bevölkerung zum Kommandanten des Fuldaer Bataillons der Bürgergarde gewählt. Zudem gehörte er vielen Vereinen und Verbänden an und war Mitbegründer des Fuldaer Bürgervereins.

Gegen Ende seines Lebens wurde Oswald schwer krank und verbrachte das letzte Jahr unter großen Schmerzen fast nur noch im Bett. 1856 starb er und da er keine Kinder hatte, vermachte er den Schwan und die Posthalterei seinem Neffen Jean Baptist Zwenger. 

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